Rostocks Finanzsenator bei Unternehmerinnen
Was ärgert Unternehmerinnen aus Rostock und Umgebung? Vor allem die Verkehrsinfrastruktur der Hanse- und Universitätsstadt: die vielen gleichzeitigen Straßenbaustellen; fehlende Radwege; der unzulängliche regionale Nahverkehr. Dazu Probleme mit der Bürokratie bei Ausschreibungen und Bauanträgen, die unzureichende Digitalisierung der Verwaltung und der Fachkräftemangel.
Der Senator für Finanzen, Verwaltung und Ordnung, der als Kandidat für die SPD zur Oberbürgermeisterwahl seinen Hut in den Ring wirft, äußerte sich zu seinen Zukunftsplänen für die Hansestadt. Der seit vier Jahren auch erste stellvertretende Oberbürgermeister erklärte den Frauen, dass er wisse, was der Job bedeute: Aktenberge, Verwaltungsarbeit und 2300 Angestellte. „Kommunalpolitik ist weitgehend ideologiefrei.“ Er sieht Rostock im Wettbewerb mit Lübeck, Kiel und Magdeburg um die jungen Köpfe. Ohne Zuzug gäbe es am Arbeitsmarkt Probleme. Die Hansestadt müsse also noch attraktiver werden. Müller-von Wrycz Rekowski unterstrich, dass mehr Wohnraum – von der Sozialwohnung, über das Eigenheim bis zur Studentenwohnung – dringend notwendig ist. An Großprojekten stehe bei ihm die Kunsthallensanierung, der Theaterneubau, die Eishalle und die BUGA auf dem Plan. Mehr sei dann auch nicht drin, da müsse man ehrlich sein. Beim BUGA-Projekt kam der Verwaltungsfachmann ins Schwärmen. „Die Warnow-Brücke wird Stadtteile verbinden und Rostock ein völlig neues Gesicht geben.“
Zur derzeitigen Verkehrssituation räumte der Senator ein, dass ärgerliche Fehler bei der Koordinierung der Baustellen gemacht wurden. Allerdings benötige die Stadt bei einem jährlichen Zuwachs von 1000 Autos revolutionäre Lösungen. In dem Zusammenhang sprach der berufliche Vielfahrer von Konzepten zur besseren Anbindung des Umlandes und zum Einsatz autonom fahrender Autos. Die noch ausstehende Digitalisierung in der Stadtverwaltung bezeichnete der Senator als „Monster-Herausforderung“. Er bedauerte, dass es bislang keine Standards auf der Ebene des Bundeslandes gibt.
Die IT-Unternehmerinnen Manja und Elke Stahl äußerten ihr Unverständnis, dass es Deutschland nicht schaffe, die föderalen Strukturen bei der Digitalisierung zu überwinden. Leider verschlafe man hierzulande die Entwicklung, denke zu regional, meinte Manja Stahl und stimmte darin mit dem OB-Kandidaten überein.
Der diskussionsfreudige Abend wurde mit einer Übereinkunft gekrönt. Die Frauen des VdU sagten zu, das von der Hansestadt angedachte Projekt zur Förderung von Start-ups junger Frauen zu unterstützen und einer Gründerin ein Stipendium zuzusprechen.
Text: A. Pröber