Unternehmensnachfolgerin Linn Rose im Portrait
Die Nachfolge des Familienbetriebs in Landau in der Pfalz zu übernehmen, war für die Kommunikationsstrategin Linn Rose keinesfalls von langer Hand geplant. Im Gegenteil: Als Senior-Chef Bernd Rose vor rund vier Jahren das Gespräch mit seinen Kindern suchte, hatte die Wahl-Münchenerin gerade eine neue Herausforderung in einer Digitalagentur gestartet und mit dem Kauf eines Eigenheims den Lebensmittelpunkt ihrer Familie aus der Schweiz zurück nach Deutschland verlagert. „Ich selbst hatte mich nie mit einer Rolle im Familienunternehmen auseinandergesetzt oder sie angestrebt“, erklärt sie. Doch nachdem beide Geschwister die Nachfolge nicht für sich in Betracht zogen und dann ablehnten, begann sie, sich mit dem Thema und der potenziellen Rolle auseinanderzusetzen. Doch wie sollte sie sich dem Ganzen nähern und wie würde sich ihre Entscheidung auf ihre eigene Familie auswirken?
Linn Rose entschied sich, keine vorschnelle Entscheidung zu treffen und ließ sich stattdessen zu familieninterner und weiblicher Nachfolge beraten. Während dieses Prozesses wägte sie das Für und Wider immer wieder ab und entschied, sich Zeit zu verschaffen und vorerst eine neunmonatige Projektzeit im Unternehmen zu verbringen. Sie wollte sich einen eigenen Überblick verschaffen und Firma, Mitarbeitende, Produktionsprozesse und den Arbeitsalltag besser kennenlernen. „Die Arbeit im Unternehmen, die außerordentlich gute Zusammenarbeit mit meinem Vater und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Tagesgeschäft, haben mich schlussendlich dazu bewogen die Nachfolge anzutreten und nach Lösungen für die bestehenden Herausforderungen zu suchen.“ Denn während ihrer Zeit vor Ort erkannte sie nicht nur das große Potenzial und die Chance, einen so traditionsreichen Familienbetrieb zu erhalten und für die Herausforderungen der Zukunft aufzustellen, sondern auch die vielfältigen Möglichkeiten und Gestaltungsräume, die die neue Rolle – aus unternehmerischer wie auch persönlicher Perspektive – mit sich bringen würde.
Der Startschuss für den Übergabeprozess war gefallen: Gemeinsam mit ihrem Vater Bernd Rose erarbeitete die Nachfolgerin einen gemeinsamen Fahr- und Zeitplan, der noch dazu die sukzessive Übertragung von Verantwortlichkeiten (auch zeitlich) abbildete, sodass alle Beteiligten in ihre neuen Rollen finden würden. Neben der Übergaberegelung mit ihrem Vater galt es allen voran, eine pragmatische und praktikable Lösung zur Vereinbarkeit von Familie und Unternehmen zu finden: Das beinhaltete neben der (Neu-) Verteilung von Präsenzzeiten auch Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen, etwa durch die Einführung von Tandem-Rollen, neuen internen Prozessen und, wo möglich, einer flexibleren Gestaltung der Arbeitszeiten. Mittlerweile hat sich vieles eingespielt: An vier Tagen ist die Chefin und zweifach Mama flexibel in Landau im Unternehmen anzutreffen, die verbleibende Zeit arbeitet sie aus dem Homeoffice in München. Anker für die Familienzeit sind die Wochenenden – natürlich abgesehen von besonderen Einsätzen oder Notsituationen gehören sie Mann und Söhnen und Unternehmungen mit Freunden, sowie privaten Aufgaben.
Seit ihrem Eintritt ins Familienunternehmen 2021 hat Linn Rose einiges angestoßen: Doch eines der zukunftsweisendsten und wohl ambitioniertesten Projekte der Nachfolgerin ist es, die Druckproduktion und damit die Druckprodukte für Kund*innen nachhaltiger und zukunftsfähig zu machen. Rose Druck arbeitet hierzu am Einsatz von wasserbasierten Farben im Tiefdruck, einer branchenweiten Pionierarbeit, die einerseits eine massive Veränderung in der Technologie bedeutet, aber vor allem eine enorme Energieersparnis und damit eine erhebliche Reduzierung der CO2-Bilanz der Produkte zur Folge hat. Dieses neue Verfahren fertig zu entwickeln und zu implementieren, zählt aktuell zu den größten Meilensteinen, der neuen Chefin. Ein weiteres langfristiges Ziel ist die Entwicklung neuer Geschäftsfelder, bei der Erhaltung des Unternehmens als Familienunternehmen – und zwar eines Tages vielleicht in siebter Generation.
Den Schritt in die Nachfolge trotz einiger Herausforderungen gewagt zu haben, hat sich für Linn Rose bewährt und so lautet ihre Botschaft heute: „Hab den Mut es zu probieren und vertraue darauf, dass die eigene Kraft mit allen Herausforderungen wächst.“
Foto © VdU
Linn Rose ist Gewinnerin in der Kategorie „familieninterne Nachfolge“ des she succeeds awards 2024.
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Der she succeeds award, die Auszeichnung des Verbands deutscher Unternehmerinnen für die „Unternehmensnachfolgerin des Jahres“, ist der erste und einzige Preis in Deutschland, der weibliche Nachfolgeunternehmerinnen auszeichnet und sie als Vorbilder sichtbar macht. Der VdU kürt damit unter der Schirmherrschaft von Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck außergewöhnliche Frauen, die den mutigen Schritt als familieninterne und externe Nachfolgerinnen gegangen sind. Der Preis soll Unternehmertum auch in der Nachfolge als eine interessante Karriereoption herausstellen.