Überregional Nachfolge

Unternehmensnachfolgerin Vanessa Gosch im Portrait

„Vergiss nie, wo du gestartet bist, bleib dir immer selbst treu und hab Vertrauen in dich.“

 

Vanessa Gosch übernimmt 2023 die Geschäftsführung der Althaus Gosch GmbH und führt damit den über 100-jährigen Metallindustrie-Betrieb in die nächste Generation. Damit, dass sie eines Tages Chefin des auf die Herstellung von Rohrschellen und Befestigungstechnik spezialisierten Betriebs sein würde, hatte die junge Nachfolgerin nicht gerechnet, als sie vor rund zehn Jahren ihre Ausbildung in dem sauerländischen Betrieb startete. Und doch: Heute ist es ihr Nachname im neuen Logo, ist sie die Chefin und leitet sie das 20-köpfige Unternehmen – mit Erfolg.

Seit seiner Gründung 1919 gilt der Name Althaus als Garant für Qualität und Flexibilität in der Produktion von Rohrschellen. Ob DIN-Norm oder Zeichnung, die Herstellung und Veredelung der Metallteile erfolgt seit jeher unter höchster Präzisionsarbeit. Auch über 100 Jahre später, wird die heutige Althaus Gosch GmbH von Tradition und Qualitätsgedanken geleitet und geprägt – ein Erbe, dass auch die junge Chefin bewahren und in Zukunft weiter ausbauen möchte.

Vanessa Gosch kennt den Betrieb „von der Piecke auf“, wie sie selbst sagt. Die enge Verbundenheit zum Unternehmen und den Kolleg*innen rührt auch daher, dass sie dort 2013 bereits ihre Ausbildung begann – damals, als es noch Karl L. Althaus GmbH & Co. KG hieß. Nahtlos anschließend wurde sie im Sommer 2016 zunächst in Teilzeit übernommen, erhielt aber bereits zum Ende des Jahres die Gelegenheit, Bereiche der Finanzbuchhaltung und Personalabteilung zu übernehmen. Die junge Frau entwickelte sich erfolgreich im Betrieb weiter, was auch ihrem damaligen Chef nicht unbemerkt blieb. 2018 beförderte er sie zur Assistenz der Geschäftsführung und bereits 2019 bot sich ihr aufgrund personeller Veränderungen im Betrieb die einmalige Gelegenheit, das Qualitätsmanagement zu übernehmen. Vanessa Gosch war nun noch näher am Geschäftsalltag dran, stand zunehmend in Kontakt mit Kund*innen und Lieferant*innen und erhielt erste Einblicke ins Unternehmertum. Trotz dieses sehr erfolgreichen Werdegangs kam die Frage ihres Chefs, ob sie sich die Nachfolge des Betriebs grundsätzlich vorstellen könne, für Vanessa Gosch 2021 mehr als überraschend. „Meine ersten Gedanken waren tatsächlich: ‚Meint er das ernst?‘ und ‚Kann ich das überhaupt?‘“, erinnert sich die Sauerländerin zurück. Doch am Ende ermutigte sie der Gedanke: „Wenn mein Chef mir diesen großen Schritt zutraut, dann muss da was dran sein! Ich mach es“.

Die Nachfolge anzutreten und eines Tages Unternehmerin zu sein, war für Vanessa Gosch keinesfalls von langer Hand geplant. Auf das einmalige Angebot ihres ehemaligen Chefs, folgten viele und lange Gespräche mit engen Freunden und Vertrauten, bevor sie sich schlussendlich für den Schritt der Nachfolge entschied. „Ich empfand Dankbarkeit dafür, dass ich als interne Mitarbeiterin diese einmalige Gelegenheit erhielt, den Betrieb zu übernehmen, auf der über 100-jährigen Tradition aufzubauen und den Betrieb gleichzeitig weiterzuentwickeln“, beschreibt sie das Gefühl nachträglich. Anfang des Jahres 2022 wurde sie dann zunächst zur zweiten Geschäftsführerin ernannt, mit dem Ziel, schrittweise in die neue Rolle hineinzuwachsen und sukzessive mehr und mehr Verantwortung zu übernehmen. Doch dann der herbe Rückschlag: Noch bevor die Unternehmensübergabe offiziell abgeschlossen und die Verträge unterzeichnet waren, verstarb Herr Althaus ganz unerwartet. Seinem Wunsch folgend, konnten die Verhandlungen mit den Angehörigen erfolgreich zum Abschluss gebracht werden. Doch dieser tragische Schicksalsschlag offenbarte erstmals, welche Verantwortung sie als angehende Unternehmerin künftig tragen würde: Es ging nicht nur um das Fortbestehen des Betriebs, sondern auch um die Arbeitsplätze ihrer Kolleg*innen. Es glich sprichwörtlich einem Sprung ins kalte Wasser.  „Das neue Jahr 2023 war für mich eines der aufregendsten meines Lebens – ich gründete die Althaus Gosch GmbH und war von nun an Geschäftsführerin.“

Da sie den Betrieb schon so lange kannte, wusste sie genau, welche Themen sie in ihrer neuen Rolle als Geschäftsführerin und Inhaberin zuerst aufgreifen wollte. Sie etablierte und optimierte innerbetriebliche Prozesse und brachte so Struktur ins Unternehmen. Darüber hinaus war es ihr ein großes Anliegen auch extern mehr Sichtbarkeit für den Betrieb zu erzielen.

Ihre Botschaft, die sie anderen Frauen mit auf den Weg geben möchte, die mit dem Gedanken spielen sich selbstständig zu machen: „Hab den Mut. Hol dir die Kraft, die du brauchst von deiner Familie und/oder deinen Freunden. Vergiss nie, wo du gestartet bist. Bleib dir immer selbst treu und hab Vertrauen in dich. Es wird hart, aber das schaffst du.“

Fotos © VdU

Vanessa Gosch ist Gewinnerin in der Kategorie „externe Nachfolge“ des she succeeds awards 2024.

Althaus Gosch GmbH 

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she succeeds award

Der she succeeds award, die Auszeichnung des Verbands deutscher Unternehmerinnen für die „Unternehmensnachfolgerin des Jahres“, ist der erste und einzige Preis in Deutschland, der weibliche Nachfolgeunternehmerinnen auszeichnet und sie als Vorbilder sichtbar macht. Der VdU kürt damit unter der Schirmherrschaft von Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck außergewöhnliche Frauen, die den mutigen Schritt als familieninterne und externe Nachfolgerinnen gegangen sind. Der Preis soll Unternehmertum auch in der Nachfolge als eine interessante Karriereoption herausstellen.