Zahlen des DIW Berlin zeigen es deutlich: In der Corona-Pandemie waren signifikant mehr selbstständige Frauen als Männer zu einer Geschäftsaufgabe gezwungen. Ein Grund ist, dass selbstständige Frauen in den ersten Monaten der Pandemie branchenbedingt häufiger Einkommensverluste erlitten, denn sie arbeiten häufiger in der Gastronomie, im Handel oder in der Touristik. Während sich die Wahrscheinlichkeit, dass Männer selbstständig bleiben, 2021 stabilisiert hat, nahm sie hingegen bei Frauen weiter ab. Auch der Anteil der Gründerinnen von Start-ups liegt in Deutschland aktuell bei lediglich 18 Prozent (Female Founders Report 2021), die Quote der Gründerinnen allgemein ist mit insgesamt 38 Prozent weiterhin rückläufig (Statista). Hinzu kommt, dass Überregulierung, zunehmende bürokratische Belastung und die unzureichende Berücksichtigung von kleinen Unternehmen und Selbstständigen bei politischen Entscheidungen den Innovationsgeist und die Eigenverantwortung von KMU schwächen und die Attraktivität, ein Unternehmen zu gründen, zu führen oder zu übernehmen, abnimmt.
Diese Entwicklung hat fatale Folgen für den Mittelstand, die sich Deutschland nicht leisten kann. Unternehmertum und Selbstständigkeit müssen wieder gestärkt werden. Wir brauchen eine wirkliche Gründer- und Unternehmermentalität in der Gesellschaft, die von der Schule über die berufliche und universitäre Ausbildung bis hin zur Übertragung von Forschungsinnovationen in Produkte und Unternehmensgründungen verankert ist, die Scheitern nicht als Makel betrachtet und den Mut zur Selbstständigkeit unterstützt. Das ist auch Aufgabe von Politik!
Dabei sind die strukturellen Rahmenbedingungen eines Landes entscheidender Faktor dafür, ob sich Frauen und Männer für oder gegen eine Unternehmensgründung oder -nachfolge bzw. eine Selbstständigkeit entscheiden. Hierin gibt es Aspekte, die allen Unternehmer*innen gemein sind, wie die Belastung durch übermäßige Bürokratie, mangelnde digitale Infrastruktur und veraltete Regulierungen, aber auch Aspekte, die in besonderer Weise Frauen die unternehmerische Tätigkeit und Gründung erschweren. Dazu gehören beispielsweise der schlechtere Zugang zu Kapital für frauengeführte Start-ups und Unternehmen, die noch immer nicht gleiche Teilhabe in Schlüsselpositionen in Politik und Gesellschaft sowie Hürden bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
In der Entwicklung legislativer und politischer Pläne müssen geschlechterspezifische Auswirkungen ausreichend berücksichtigt werden. Ebenso sollten politische Beratungs- und Entscheidungsgremien, Kommissionen und Anhörungen sowie Podien und Dialogveranstaltungen paritätisch besetzt sein.
Konkret müssen die Rahmenbedingungen für selbstständige Frauen und Unternehmerinnen in folgenden Bereichen verbessert werden: